Bei einer Darmspiegelung, als Fachbegriff auch Koloskopie oder Endoskopie des Darms genannt, kann der Darm genauer untersucht werden. Sie ist ein wichtiger Schritt bei der Diagnose von Darmerkrankungen.
Der erste Gedanke von vielen ist aber: Meine Darmflora wird kaputt sein nach der Darmspiegelung. Denn das wurde jahrelang von vielen Expert:innen und im Internet verbreitet. Warum das nicht ganz stimmt, was wirklich mit deiner Darmflora passiert und wie du deinen Darm unterstützen kannst, erfährst du hier.
Dein Wissen To Go: Darmflora kaputt nach Darmspiegelung
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Eine Darmspiegelung bzw. die damit verbundene Darmreinigung können die Darmflora vorübergehend verändern.
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Also ist deine Darmflora nicht kaputt nach einer Darmspiegelung, sondern nur für einige Zeit außer Takt.
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Während dieser Zeit kann es zu kurzfristigen Beschwerden wie Durchfall kommen. Langfristige Probleme treten nur sehr selten auf und sollten ärztlich abgeklärt werden.
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Wie stark deine Darmflora gestört ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie der Gesundheit deiner Flora, der Art des genutzten Abführmittels und mehr ab.
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Viele setzen nach einer Darmspiegelung auf Pro- und Präbiotika.
Ist die Darmflora kaputt nach einer Darmspiegelung?
Lange dachte man, dass die Darmflora nach einer Darmspiegelung kaputt ist und komplett neu aufgebaut werden muss. Während das früher aufgrund von aggressiveren Abführmitteln noch eher gestimmt hat, ist es heute nur noch ein Mythos. Denn ja, eine Darmspiegelung bzw. die damit verbundene Darmreinigung können die Darmflora vorübergehend verändern – aber nicht komplett zerstören.
Schauen wir da mal genauer rein:
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Eine Darmspiegelung führt im Normalfall nicht zu einer dauerhaften Schädigung der Darmflora.
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Stattdessen kommt es eher zu einer kurzfristigen Änderung der Zusammensetzung und Menge der Bakterien.
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Das liegt daran, dass bei der Darmreinigung einige Bakterien aus dem Darm herausgespült werden.
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Die Darmflora erholt sich im Normalfall nach kurzer Zeit wieder von selbst – wenn wieder Ruhe in deinem Darm einkehrt. Meist innerhalb von 2 Wochen.
Viele Studien wie die Untersuchung von Jalanka et al. (2015) bestätigen genau das: Wenige Tage nach Darmreinigung und Darmspiegelung ist eine Veränderung in der Zusammensetzung und Menge der Darmflora nachweisbar. Aber schon mehrere Wochen später haben sich die Werte wieder normalisiert.
Also: Darmflora kaputt nach Darmspiegelung? Nein! Einfach nur etwas durcheinander gekommen und geschwächt.
Faktoren, die beeinflussen, wie stark deine Darmflora verändert wird
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Art des Abführmittels: Früher wurden recht aggressive und reizende Mittel mit z.B. Natriumphosphat benutzt. Diese haben oft zu starken Dysbiosen geführt. Heute werden oft schonendere Mittel mit PEG (Polyethylenglykol) genutzt, die weniger Auswirkungen auf deine Darmflora haben.
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Individuelle Darmflora: Menschen, die eine gesunde, vielfältige und starke Darmflora haben, erholen sich in der Regel schneller als Menschen, die sowieso schon Problemchen in diesem Bereich haben, kürzlich bereits mehrere Eingriffe oder Darmflora-beeinflussende Krankheiten hatten. Besonders wenn deine Darmspiegelung aufgrund von akuten Magen-Darmproblemen stattfindet, kann es gut sein, dass deine Darmflora bereits geschwächt ist. Eine Darmspiegelung mit Abführmittel macht das dann natürlich nicht gerade besser.
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Ernährung nach der Darmspiegelung: Die richtige Ernährung nach der Spiegelung ist super wichtig! Warum? Das erfährst du später.
Beschwerden nach einer Darmspiegelung
Viele Menschen spüren nach der Darmspiegelung Nachwirkungen – meist einige Tage lang. Und das ist in einem gewissen Maß auch vollkommen normal. Schließlich wurde in deinen Körper eingegriffen und dass dieser darauf reagiert ergibt Sinn, oder?
Darmflora “kaputt” nach einer Darmspiegelung? Diese Beschwerden können auftreten:
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Bauchschmerzen nach Darmspiegelung
Bauchschmerzen können zum Beispiel dadurch entstehen, dass während der Spiegelung Gas in den Darm gegeben wird. Er wird also quasi “gedehnt”.
Timing: Meist wenige Stunden bis 1-2 Tage -
Müdigkeit
Du fühlst dich vielleicht müde und schläfrig oder erschöpft – kein Wunder, du und dein Darm hattet einen intensiven Tag und die Sedierung kann noch nachwirken. Der leere Magen und der Flüssigkeitsverlust durch die Darmentleerung spielen hier auch mit rein.
Timing: Meist nur bis zu 1 Tag -
Durchfall nach Darmspiegelung
Häufig ist der Stuhlgang nach einer Darmspiegelung gestört und viele berichten nach einer Darmspiegelung von Durchfall. Das kann damit zusammenhängen, dass die Darmflora kurzzeitig verändert ist (Nein, die Darmflora ist nicht kaputt nach einer Darmspiegelung!) und der Darm empfindlicher reagiert.
Timing: Meist 1-2 Tage -
Kein Stuhlgang nach einer Darmspiegelung
Nach einer Darmspiegelung ist der Darm komplett entleert, du hast meist schon länger nicht mehr richtig gegessen, deine Verdauung kann noch etwas träge sein und auch die Sedierung kann dazu führen, dass es etwas Zeit braucht, bis deine Verdauung wieder normal ist.
Timing: Meist 1-2 Tage -
Völlegefühl & Blähungen nach Darmspiegelung
Nach der Darmspiegelung ist oft noch Gas im Darm. Das kann zu einem Druckgefühl führen.
Timing: Meist wenige Stunden bis 1-2 Tage -
Übelkeit
Der leere Magen führt bei manchen zu Unwohlsein und Übelkeit. Auch das Abführ- oder Beruhigungsmittel können dazu beitragen.
Timing: Meist wenige Stunden
Ganz wichtig: Kurzfristige, moderate Beschwerden sind gewissermaßen normal. Es ist aber wichtig, zwischen “normalen” Problemen nach einer Darmspiegelung und ernsthaften Komplikationen zu unterscheiden. Wenn du aber also Schmerzen, Blutungen oder ungewöhnliche Nachwirkungen spürst, solltest du dich bei deinem Arzt oder deiner Ärztin melden und das medizinisch abklären lassen. Denn wochenlang Schmerzen nach einer Darmspiegelung zu haben, ist nicht normal und sollte untersucht werden.
Übrigens: Viele sagen einfach zur Vereinfachung, dass die Darmflora kaputt ist nach einer Darmspiegelung und dass die Symptome daher kommen. Du weißt jetzt aber, was wirklich dahintersteckt.
Nach einer Darmspiegelung die Darmflora aufbauen
Viele wollen ihren Darm unterstützen und nach der Darmspiegelung die Darmflora wieder aufbauen. Und obwohl der Körper das im Normalfall gut alleine schafft, gibt es einige einfache Dinge, die du tun kannst, um deinen Körper zu unterstützen und die Darmbakterien wieder aufzubauen. Quasi eine Darmsanierung nach der Darmspiegelung.
Denn egal, ob man davon ausgeht dass die Darmflora kaputt ist nach einer Darmspiegelung, oder einfach ein wenig gestört – Prä- und Probiotika sind in beiden Fällen bei vielen beliebt.
Präbiotika
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Ballaststoffe, die von unseren Darmbakterien als Nahrungsgrundlage genutzt werden.
Sie dienen also als „Futter“ für die guten Mikroorganismen im Darm. -
In: Haferflocken, Flohsamenschalen, Leinsamen, Chicorée, Zwiebeln, Knoblauch, Bananen.
Aus diesem Grund essen viele auch eine Banane nach der Darmspiegelung.
Probiotika
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Lebende, “gute” Bakterien, die den Ruf haben, den Aufbau einer gesunden und vielseitigen Darmflora zu fördern.
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In: Joghurt mit lebenden Kulturen, fermentiertem Gemüse (z. B. Sauerkraut, Kimchi), Kombucha, Kefir, Supplementen.
Ob du Nahrungsergänzungsmittel (Probiotika) nach deiner Darmspiegelung einnehmen solltest, ist individuell und kann gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin besprochen werden.
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Hochverarbeitete Produkte, Alkohol & Co. sind eher nicht zu empfehlen. Um das zu verstehen, kannst du dir gern vorstellen, dass deine Darmflora “kaputt” ist nach einer Darmspiegelung. Dann ergibt es gleich mehr Sinn, warum Alkohol vielleicht gerade nicht die beste Wahl ist, oder?
Was essen nach einer Darmspiegelung?
Nach deiner Darmspiegelung kannst du bald wieder ganz normal essen – gib deinem Darm aber gerne etwas Zeit, sich zu erholen, bevor du bestimmte Speisen oder Lebensmittel verzehrst:
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Stark fettiges Essen
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Scharfe oder extrem stark gewürzte Speisen
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Blähende Lebensmittel (Zwiebel, Kohl, Bohnen etc.)
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Stark verarbeitete Lebensmittel
Stell dir vor: Wenn du eine kleine Wunde im Mund hast, sind Zitronensaft oder scharfe Gewürze unangenehm – so kannst du dir auch scharfe Lebensmittel & Co. vorstellen, wenn die Darmflora “kaputt” ist nach einer Darmspiegelung.
Wenn du merkst, dass deine Beschwerden abklingen und sich dein Magen-Darm-Trakt wieder normalisiert hat (und es keine anderweitigen ärztlichen Vorgaben gibt), kannst du auch wieder deine Lieblingsspeisen essen und ein scharfes Curry beim Inder bestellen.
Setze also einige Tage auf eine eher leichte, darmschonende Kost mit Kartoffeln, Reis, Gemüse, Brühen, Brot mit Marmelade, Grießbrei oder Haferflocken. Außerdem ist es wichtig, ausreichend zu trinken und den Elektrolythaushalt wieder zu normalisieren.
Und falls du dich fragst: Wann essen nach einer Magenspiegelung?
Normalerweise kannst du wieder essen, sobald du wieder vollständig wach und mehr oder weniger fit bist!
Fazit
Eine Darmspiegelung führt zu kurzfristigen Turbulenzen in deinem Darm – kein Wunder, er wird schließlich ganz schön auf den Kopf gestellt. Danach kann die Darmflora vorübergehend gestört sein, bis sich der Darm wieder erholt hat. Das kann zu Symptomen wie Durchfall & Co. führen. Entgegen der weit verbreiteten Annahme ist die Darmflora aber nicht kaputt nach Darmspiegelung. Sie muss nur etwas aufgepäppelt werden. Das schafft der Körper meist ganz allein! Es gibt aber Mittel und Wege, den Körper dabei zu unterstützen und viele setzen auf Pro- und Präbiotika.
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Die in diesem Artikel geteilten Informationen ersetzen keine individuelle ärztliche oder ernährungswissenschaftliche Beratung.
Literatur & Quellen
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Bischoff, S. (2010). Pro- und Präbiotika: Ein Schluck Gesundheit täglich? In: Ernährungs Umschau, 8(10).
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Jalanka, J., Salonen, A., Salojärvi, J. et al. (2015). Effects of bowel cleansing on the intestinal microbiota. In: Gut, 64(10).
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Jo, H. H., Lee, M. Y., Ha, S. E., Yeom, D. H., & Kim, Y. S. (2025). Alteration in gut microbiota after colonoscopy: proposed mechanisms and the role of probiotic interventions. In: Clinical endoscopy, 58(1).
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Powles, S.T.R., Gallagher, K.I., Chong, L.W.L. et al. (2022). Effects of bowel preparation on intestinal bacterial associated urine and faecal metabolites and the associated faecal microbiome. In: BMC Gastroenterol 22(240).